Es beginnt mit einem Picknick. Wir liegen in der „Höhle“, auf der Matratze unter dem Hochbett, und schauen die Geschenke an: drei Jonglierbälle, ein Nudelholz und eine kleine Dose, die, wenn man sie schüttelt, ein Ziegengeräusch von sich gibt: „Ooo-ooh, Aaa-aah… Ooo-ooh, Aaa-aah!“
Dann heißt es in den Kampf ziehen. Das Nudelholz ist jetzt ein Schwert – mein Schwert, Ruben (4) hat ein „richtiges“. Komm, wir laufen zum Kämpfraum!, sagt mein Sohn. Wir stürmen über den Flur ins Wohnzimmer, mitsamt Schwertern und Bällen. Anatol (11 Monate) lassen wir auf dem Teppich im Kinderzimmer sitzen.
Hier ist schon mal ein Feind, mit dem können wir kämpfen, erklärt Ruben und deutet Richtung Sofa, wo sich der imaginäre Fiesling befindet. Leider schaue ich in die falsche Richtung. Das da ist unser Freund, den müssen wir nicht totschlagen, informiert mich mein Sohn.
Ich werfe kurz einen Blick in den Flur, um zu sehen, was der kleine Bruder macht. Anatol sitzt immer noch auf dem Kinderzimmerteppich, nagt an einem Holzhusky und lächelt. Ich bin beruhigt und nun wieder voller Tatendurst. Wild wedle ich mit dem Nudelholz – pardon: Schwert – und frage: „Wo steht der Feind?“
– Nee, wir sollen nicht kämpfen. Das nutzt doch gar nichts.
Wir nehmen jetzt die Bälle zum Kämpfen. Die sind doch viel härter, doziert Ruben. „Okay“, sage ich. Wir stürmen in den Flur und werfen die Bälle Richtung Kinderzimmer. „Aber Vorsicht wegen Anatol“, sage ich. Anatol lacht nur.
Wir gehen zurück ins Kinderzimmer, und es beginnt ein anderer Film. Ruben rennt kurz raus und kommt wieder zurück. Jetzt kannst du anfangen zu jonglieren.
Leider kann ich nur mit drei Bällen jonglieren. Das hält den Sohn aber nicht davon ab, seinen Vater an seine Grenzen zu treiben. Weiter, ruft er – und wirft mir einen vierten Ball zu.
Das überfordert mich, aber endlich komme ich mal wieder zum Üben. Ich versuche, in den Viererrhythmus zu kommen, indem ich abwechselnd mit links und mit rechts je zwei Bälle in der Luft zu halten versuche.
Anatol wackelt begeistert mit den Armen und macht Ha! Ruben hampelt herum und schreit: Du musst da, wo der Torwart ist, reinjonglieren!
Schließlich spielen wir „Schnickserball“ – so nannten wir das jedenfalls in meiner Kindheit. Man spielt es normalerweise am Strand: Jeder hat einen spitz zulaufenden Plastikkorb in der Hand (sieht aus wie eine große Eistüte), mit einer Art Pistolenabzug unten dran, bei dessen Betätigung eine Feder hochschnellt und einen kleinen Plastikball in die Luft schleudert („schnickst“). Den muss der andere dann mit seiner Tüte fangen (falls jemand weiß, wie das Spiel richtig heißt, please let me know).
Ruben versucht es unermüdlich, aber immer klemmt das Scheißteil. Schließlich sagt mein Sohn mit großer Contenance: Ich probier’s noch mal mit Gefühl – aber es geht nicht.