Ich bin vier

Die Szene ein Spielplatz.

Zunächst sind wir fast ganz allein, buddeln mit den selbst mitgebrachten Schaufeln tiefe Löcher und bauen mit Eimer und Förmchen eine Burg. Da tritt ein kleines Mädchen näher, das sich offenkundig für Anatol und mehr noch für sein Spielgerät interessiert.
Du darfst nicht. Ich spiele hier mit dem Papa, sagt Anatol. Ich bin vier.
Das Mädchen ist noch keine zwei. Später überlässt Töli seine Gerätschaften großzügig der kleinen Interessentin. Aber du darfst nicht die Burg kaputt machen!

Jetzt ist Bewegung angesagt. Anatol wartet, bis alle gucken, dann flitzt er die Rutsche runter.
– Ich bin schon vier Jahre alt,
informiert er eine der umstehenden Mütter.
Ich bin neununddreißig erwidert die rotblonde Frau und lächelt.

– Ich bin vier, informiert Anatol einen Opa, während er über die Stein-Quader der Wasser-Plansche balanciert.
– „Na gut, dass wir das jetzt auch wissen“, brummt der Mann nicht unfreundlich.

Seit knapp zwei Wochen ist Anatol nun nicht mehr drei, und der lang herbeigesehnte Geburtstag war in vielerlei Hinsicht eine Zäsur. Wenn ich vier bin, brauche ich keine Wille mehr, hatte mein kleiner Sohn schon frühzeitig verkündet. Und tatsächlich Wort gehalten. Seit dem Jubeltag gibt es nur noch nachts eine Windel – und dafür tagsüber das eine oder andere Malheur. Aber Püppi wird jetzt überwiegend ins Klo gemacht oder ins Gebüsch, wenn gerade kein Klo zur Verfügung steht. Manchmal geht auch was in die Hose. Aber das ist ja normal.

Fahrradfahren steht noch nicht auf der Agenda. Höchstens bei Papa. Doch an seinen selbstgesteckten Zielen lässt sich Anatol gern messen. Er springt sechs Stufen herunter, wenn Papa fünf ausreichend findet. Er ist jetzt, schließlich, endlich: vier.

 

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