Anziehen ist so eine Sache, besonders wenn es draußen kalt ist. Strumpfhose ist bei einem sechsjährigen Jungen schwierig, und vom Beinkleid abgesehen muss ja immer auch ein Weg gefunden werden, wie man sich doch noch das coole kurzärmelige Fußballltrikot überstülpen kann. Die Lösung?
– Heut will ich im Zwiebelluchs in die Schule gehen!, sagt Ruben.
– „Das kannst Du gern“, erwidere ich, „aber für das Trikot ist es zu kalt. Du musst was Wärmeres anziehen.“
Wir einigen uns auf Unterhemd, dünnes Langarmshirt und Kapuzenjacke – mit einem Anorak darüber ist das der perfekte Zwiebelluchs. Dumm nur, dass an solchen Tagen abends meist ein Kleidungsstück fehlt, das im Rahmen der Entzwiebelung meist irgendwo auf dem Schulareal achtlos abgelegt wurde. In der Regel tauchen die Sachen wieder auf, manchmal auch nicht – wie die teuren Adidas-Turnschuhe, die neulich nach dem Fußballtraining in der Kabine stehen blieben und am nächsten Tag weg waren. Immerhin hatte Ruben sie lange genug, um damit Schleife binden zu lernen.
Anatol indes interessiert sich neuerdings auf ganz andere Weise für Kleidung. Er hilft mir beim Wäscheauf- und -abhängen. Begeistert trägt er die trockenen Strumpfhosen ins Kinderzimmer und stopft sie in seine Kleiderbox. Aber seine größte Freude ist Rui make! Damit meint er das Geräusch, das entsteht, wenn man eine nasse Klamotte kurz und kräftig durchschüttelt, um sie knitterfrei zu kriegen. (Gibt es dafür eigentlich ein Verb?)
Unermüdlich holt sich Töli ein Wäschestück nach dem anderen, streckt beide Arme über den Kopf, macht Rui! und strahlt dabei. Ganz egal, dass es meist Mamas pflegeleichte Unterhosen sind, die eh schon fast trocken aus der Waschmaschine kommen und ganz bestimmt nicht knittern.
– „Töli, legst du die Hosen mal auf den Haufen da drüben?“
– Nei, will Rui make!
Und so make wir eben noch eine Weile Rui und warten bis auch der Zwiebelluchs müde genug ist, um ins Bett zu gehen.