An Tagen wie diesen

Die meisten Menschen unterteilen die Woche nach Montag, Dienstag, Mittwoch oder nach Werktag und Wochenende. Bei uns heißen die Tage Lese-Tag, Video-Tag und Uno-Tag.

Am Video-Tag darf Ruben abends auf dem Rechner eine Folge Pumuckl (oder auf anatolisch: Puckel!) anschauen. Ist Lese-Tag, lesen Mama oder Papa aus Cornelia Funkes Monster-Geschichten vor, oder Preußler’sches wie Das kleine Gespenst und Die kleine Hexe. Und wenn Ruben Heute ist Uno-Tag! verkündet, geht es ihm nicht um Völkerverständigung, sondern um das gleichnamige Kartenspiel, eine Art Mau-Mau mit Zahlen und Tieren.

Damit ist es aber noch nicht genug. Fahren wir mit dem Auto zur Kita, gibt es Lukas-Tage und Radio-Tage. An Lukas-Tagen hören wir das – zugegebenermaßen sehr gelungene – WDR-Hörspiel zu Jim Knopf und sein Lokomotivführer Lukas. An Radio-Tagen darf Papa auch mal Radio Eins hören.

Meistens fahren wir aber mit dem Fahrrad plus Anhänger. Treten Ruben, Anatol und ich morgens vor die Türe, gibt es auch in diesem Fall grundsätzlich solche und solche Tage. In Rubens Worten: Am einen Tag darf ich hinten sitzen, am anderen Töli! „Hinten sitzen“ heißt in diesem Fall, dass das betreffende Kind im Kindersitz direkt hinter Papa sitzen darf, während das andere Kind im Fahrrad-Anhänger sitzen muss. Es lässt sich denken, dass dies nicht immer ohne Streit abgeht. Insofern ist Rubens Vorschlag, auch hier zu alternieren, für einen Fünfeinhalbjährigen eine bemerkenswert vernünftige Idee.

Es gibt also Ruben-Tage und Anatol-Tage. Heute ist ein Ruben-Tag. Nicht nur, was das Fahrradfahren angeht. Heute ist auch Rubens letzter Tag in der Kita. „Bist du traurig oder freust du dich?“, frage ich meinen Sohn. Da freu ich mich! sagt Ruben. Nach den Ferien kommt er nämlich in die Schule. Und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Aber bis dahin vergehen noch ein paar Tage: Lese-Tage, Video-Tage, Uno-Tage, Lukas-Tage, Radio-Tage – und vielleicht auch ein paar Schwimm-, Spaß- und Spiel-Tage, bevor der Ernst des Lebens beginnt.

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