Nach der Kita ist vor der Kita

Sonntag. Der letzte Tag der kindergartenlosen Zeit. Die Eltern bereiten den kleinen Rubelmann darauf vor, dass er schon bald wieder unter seinesgleichen sein werde, und in der neuen Kita auch Französisch gesprochen werde – er sich also freuen könne. Wenn ich dann einen Freund habe, versetzt Ruben trocken, spiele ich aber nicht mit dem!

Montag. Endlich ist es soweit. Wir fahren mit dem Fahrrad Richtung Lützowstraße, wo Rubens neue deutsch-französische Kita ist – buchstäblich um die Ecke von dem Bürohaus, in dem Papa arbeitet. Ruben ist vergnügt und plaudert vom Kindersitz aus mit seinem Vater. Als wir in der Kita ankommen, stellt sich heraus, dass die nette Kita-Leiterin, mit der Ruben sich beim Vorstellungsgespräch auf Anhieb so gut verstanden hatte, Knall auf Fall eine neue Stelle angetreten hat. Hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen, denke ich. Doch der gute Eindruck von damals bestätigt sich. Rubens Gruppe sitzt gerade beim Frühstück, doch die Erzieherin M. erklärt uns freundlich die Abläufe und weist uns den Weg zur Garderobe. Als wir wieder im Gruppenraum sind, bittet sie mich, doch solange Platz zu nehmen, bis die Gruppe mit dem Frühstück fertig sei. Ich entgegne, dass ich jetzt leider ins Büro müsse. Entgeistert fragt mich M., ob ich denn nicht zur Eingewöhnung dableiben wolle. „Ruben braucht keine Eingewöhnung“, erwidere ich leichthin. „Das war bei den bisherigen Einrichtungen nie ein Problem.“ So ist es auch diesmal. Ruben gibt mir gut gelaunt ein bisou zum Abschied, dann darf ich gehen.

Dienstag. Es regnet. Wir überlegen hin und her, ob wir mit dem Fahrrad zur Kita fahren sollen oder nicht doch lieber mit dem Auto. Ich entscheide mich fürs Fahrrad, der Regen ist nur ein ganz feiner Sprühregen. Doch Sprühregen hin oder her – als wir in der Lützowstraße angekommen sind, bin ich pitschnass, während Ruben in seiner Regenmontur trocken geblieben ist. Ich erkläre Ruben, dass seine Mutter ihn nachmittags abholen und anschließend mit ihm Hausschuhe kaufen werde – die sind in der Kita nämlich Pflicht. (In Rubens Brüsseler école maternelle liefen alle mit Straßenschuhen herum, nur im Sportunterricht wurden die gymnastique-Schuhe angezogen…). Ruben gibt mir fröhlich ein bisou zum Abschied, dann soll ich gehen.

Mittwoch. Weißt du, meine Hausschuhe sind sozusagen auch gymnastique-Schuhe, doziert Ruben beim Frühstück und präsentiert stolz seine neue Errungenschaft – zwei flauschige Filzpantoffeln in Taubenblau. Heute regnet es nicht, und wir kommen früher los als sonst, so dass wir die schönere, aber etwas längere Strecke über den Gleisdreieck-Park nehmen können. Trotzdem bleibt noch Zeit, in der Kita etwas Memory zu spielen. Ein Mädchen gesellt sich zu uns. Ihr Name sei ägyptischen Ursprungs, erklärt sie. Noura und Ruben räumen ein Kartenpaar nach dem anderen ab, während ich etwas unkonzentriert bin, weil ich mit der Erzieherin B. ins Gespräch komme, einer freundlichen Französin. Sie fragt mich ein wenig über Ruben aus, dann muss ich gehen. Ruben gibt mir ein bisou zum Abschied und ich gehe die Treppe hinauf zum Ausgang. Auf dem Weg ins Büro muss ich lächeln, weil mir wieder einfällt, was Ruben während unserer Fahrt durch den Gleisdreieck-Park gesagt hat: Kita ist schöner als den ganzen Tag zuhause so rumhängen!

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