Torteline mit Bornonese

Mindestens fünfmal am Tag bin ich sprachlos über das Sprachvermögen meines Nichtmalvierjährigen. Dann hat Ruben gerade wieder einen Satz rausgehauen wie Das nervt ja auch sehr, dieses ständige Gehetze. Oder: Es ist kalt – in Bayern sagt man auch kühl.

So ein Kind sitzt den ganzen Tag auf seinem Hochstuhl, steht auf dem Schemel vor dem Waschbecken oder kniet auf dem Sofa und lässt den Gesprächsstrom der Erwachsenen an sich vorüberziehen. Dass es sich dabei hin und wieder eine hübsche Redewendung angelt, ist nicht besonders überraschend. Verblüffend ist nur, wo diese Sätze plötzlich wieder auftauchen. Man wirft sie irgendwo in den Redefluss – und Wochen später werden sie an den abseitigsten Stellen wieder an Land gezogen.

Als wir kürzlich nach mehrwöchiger Abwesenheit wieder in Brüssel ankamen und in die Chaussee de Louvain einbogen, also kurz vor unserem Ziel waren, fluchte meine Frau auf einen Autofahrer, der ihrer Meinung nach nicht schnell genug abgebogen war. Eine sechsstündige Autofahrt neigte sich dem Ende zu, unser Baby schrie – da kann man schon mal ungeduldig werden. Fucking blöder Fahrer schimpfte Ruben, obwohl meine Frau das F-Wort gar nicht in den Mund genommen hatte. (Zum Glück fragte Ruben nicht: Papa, warum sind die Leute eigentlich facking blöd?)

Ruben merkt sich aber auch sinnvolle Zusammenhänge und stellt kluge Fragen. Neulich wollte er vor dem Einschlafen schnell noch wissen, warum die Leute eigentlich in die Sauna gehen. Meine Erklärung – „Schwitzen ist gesund“ – nahm er widerspruchslos zur Kenntnis, merkte aber an: Danach muss man was essen! Er hatte sogar schon einen Menü-Vorschlag: Torteline mit Bornonese.

Wenn es nach Ruben geht, ist Bornonese sowieso das Größte. Wie die Nudel heißt, ist meinem Sohn eigentlich egal, Hauptsache es ist Bornonese. Deswegen werden elterlicherseits auch mal Spätzle zu Spaghetti umdeklariert und ein rotes Pesto zur Bolognese-Sauce.

Doch diese Kreativität habe ich mir natürlich von meinem Sohn abgeschaut. Heute Abend – wir lagen aneinandergekuschelt in Rubens Hochbett, und ich hub gerade an zu erzählen – verdutzte mich der Frechdachs zum Beispiel mit der Bemerkung: Du riechst bisschen unordentlich. Unordentlich? „Ich hab aber nicht gepupst“, verteidigte ich mich und kehrte den Vater heraus. Schließlich stand Rubens erster Schultag in der neuen ecole bevor(Und noch schließlicher wollte ich Tatort gucken – der wartet nämlich nicht auf gutmütige Eltern…)

„So jetzt schlafen wir aber!“, verfügte ich streng.
Damit wir morgen früh fit sind, ergänzte der kleine Rubelmann jovial.

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