Trument

Wir liegen oben in Rubens Stockbett, über uns nur noch der blaue Himmel, der romantisch vom Sternenlicht beschienen wird. Der blaue Himmel ist eine Plastikplane von Ikea, und die Sterne projiziert eine freundliche Schildkröte, die wir Tranquilia getauft haben (nach Michael Endes Kinderoper Tranquilia Trampeltreu) und in deren Kunststoffpanzer sternartige Löcher gestanzt sind.

So liegen wir also da und lauschen den schönen Kinderliedern von Quadro Nuevo. Praktischerweise sind dies reine Instrumentalversionen bekannter Volkslieder wie „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ oder „Nun will der Lenz uns grüßen“, so dass man sich nebenbei prima unterhalten kann (wobei Ruben das Gespräch rituell mit dem Satz Was hamma heut gemacht? eröffnet). Klarinette, Saxofon, Akkordeon, Kontrabass und Harfe – das sind die Instrumente, mit denen das Jazz-Quartett aufwartet.

Andächtig nimmt Ruben die Musik in sich auf und fragt mich, welches Trument wir gerade hören. „Ein Akkordeon und ein Saxofon“, sage ich. „Und es heißt nicht Trument, sondern Instrument!“ Aber das weiß Ruben natürlich längst – für ihn bleiben es trotzdem Trumente.

Im nächsten Stück hören wir eine Klarinette. Ich versuche, meinem Sohn zu beschreiben, wie eine Klarinette aussieht: Schwarz, mit so silbernen Knöpfen dran. „Habt ihr im Instrumentenmuseum keines gesehen?“, frage ich. Kürzlich war Ruben mit seiner Mutter in dem schönen Brüsseler Jugendstilbau, wo man per Funk über Kopfhörer alle Instrumente eingespielt bekommt, vor deren Vitrine man gerade steht.

Nein, wir haben eine Tuba gesehen. Die war sooo groß!, bringt Ruben ein neues Instrument ins Spiel. „Und was habt ihr noch gesehen?“, frage ich. Da war noch ein Zahnarzt. Der hat die Zähne repariert. Mit der Zange!, sagt Ruben. „Was macht denn ein Zahnarzt im Museum?“, frage ich zweifelnd. Das war eben so, erwidert mein Sohn.

Und dann war da noch die Paula!, fährt Ruben fort. „Die Paula?“, frage ich. „Du meinst die Pauke?“ – Ja, die Pauke. Damit kann man trommeln. Warum?

Wir reden noch über dies und das, Tranquilia beleuchtet das Himmelszelt über uns, und Quadro Nuevo swingen uns allmählich in den Schlaf.

PS. Wie so oft, hat sich eine scheinbar absurde Assoziation als völlig plausibel entpuppt: Der Zahnarzt gehört eben doch ins Museum: Wie mir meine Frau soeben erzählt, gibt es im Keller des Instrumentenmuseums nämlich einen Raum, in dem allerlei musikrelevante Gerätschaften wie Grammofone etc. gezeigt werden. Unter anderem steht dort auch ein alter Leierkasten, auf dem Szenen eines Zahnarztbesuchs abgebildet sind. Und da Ruben heute drei Müsliriegel hintereinander weg verputzt hat, ist das Zahnarzt-Thema plötzlich wieder hochgekommen…

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