Zwar besitze ich schon seit geraumer Zeit ein sogenanntes Smartphone, doch mein schlauer Sohn ist erst in letzter Zeit auf den Trichter gekommen, dass dieses Gerät auch für ihn allerlei kurzweilige Unterhaltung bietet.

Wie ein alter Hase wischt er inzwischen mit dem Finger über das Display, in der Erwartung, dadurch die gewünschten Bilder zu finden. Dabei hat er ziemlich präzise Vorstellungen: Ich möchte sehen, wie der Rubel Fahrrad fährt oder Ich möchte Oma und Opa sehen.

Neuerdings heißt die Losung freilich Ich möchte Geräusche hören! Ruben hat nämlich das Video für sich entdeckt. Und zu jedem Video gehört auch eine Tonspur, anhand der man das belanglose Gelaber von Mama und Papa, aber vor allem natürlich die scharfsinnigen Beobachtungen des kleinen Herrn Rubelmann akustisch nachvollziehen kann.

So können wir nun nicht nur dreimal am Tag – Ich möchte Geräusche hören! – anschauen, wie Ruben zum ersten Mal mit elterlicher Anleitung auf einem richtigen Fahrrad in die Padale tritt, sondern müssen uns auch anhören, welche banalen Kommentare Papa dazu abgibt. Eine Qual für den einen, ein Hochgenuss für den Velozipedisten in spe.

Am liebsten schaut Ruben das Video mit der Musik an. Es entstand beim spontanen Freiluftkonzert der Chauffe Savates Mitte April, wenige Tage vor Anatols Geburt.* Leider kann der kleine Bruder die Freude des großen nicht so ganz teilen. Regelmäßig fängt er zu weinen an, wenn die fröhlich-klamaukig-frankophone Balkan-Mucke erklingt.

Aber das ist dem großen Rubelmann wurscht: Er will jetzt Geräusche hören! Und die kriegt er auch, von allen Seiten.

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*aus Persönlichkeitsschutzerwägungen zeige ich dieses Video hier nicht, weil ich die abgebildeten Erwachsenen und Kinder nicht alle um Erlaubnis fragen kann und will