Ist eben so

Anatol schläft seelenruhig in seiner Wiege, ab und zu zuckt das Beinchen in dem himmelblauen Body, doch von dem Trubel fünf Meter weiter nimmt er keine Notiz. Sein Bruder, der kleine Rubelmann, probt gerade wieder einmal den Aufstand.

Schreiend läuft er durch die Wohnung und verweigert sich dem gemeinsamen Abendessen. Der Grund? Nicht Mama soll ihm die Hände waschen, sondern Papa. Ausgerechnet der böse Papa, der kurz vorher noch so schlimm mit ihm geschimpft hat, weil Ruben beim Einkaufen die Frau in der Schlange hinter uns geschlagen hatte – grundlos.

Das spielt nun aber keine Rolle mehr. Nur der Papa kann jetzt am Waschbecken stehen und die vorletzte Reinigung vornehmen. Da Mama und Papa freilich beschlossen haben, sich nicht mehr herumkommandieren zu lassen, wird dem Sonderwunsch nicht entsprochen: Die Hände werden von Mama gewaschen oder gar nicht. In letzterem Fall gibt es kein Abendessen, heißt es.

Die Drohung reicht diesmal Gott sei Dank, um den neuerdings großen Bruder zur Räson zu bringen. Doch am Esstisch geht es munter weiter: Nur Mama darf nun die grüne Milch einschenken. Als stattdessen Papa nach dem grün bedruckten Karton mit der Reismilch greift, protestiert Ruben: Gib das der Mama. Die Mama soll einschenken!

Diesmal fügen wir uns. Kluge Eltern wissen, wann sie nachgeben müssen. (Kluge Kinder lernen, sich diese Einsicht zunutze zu machen, aber das ist eine andere Geschichte…) Augenrollend reiche ich meiner Frau den Karton, und Ruben beobachtet wohlgefällig, wie seine Mutter Milch über das Müsli gießt.

Herrlich absurd, finden Sie? Es geht noch besser: Heute früh durfte Mama den Kinderstuhl nur zur Hälfte an den Esstisch schieben. Das letzte Stück blieb Papa vorbehalten. (An dieser Stelle taten sich die beiden Eltern dann zusammen und vereinbarten, fürderhin bei derlei durchsichtigen Spielchen nicht mehr mitzuspielen…)

Als ich Ruben fragte, warum unbedingt der Vater den Stuhl an den Tisch schieben musste, erwiderte er nonchalant: Weiß nicht.

„Wenn du’s selber nicht weißt, dann ist es doch offensichtlich egal“, hakte ich nach. Ruben zuckte mit den Achseln und sagte: Das ist eben so.

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