Pimpel! Triumphierend zeigt Ruben auf eine Unebenheit im Gesicht meiner Frau. Er steht auf dem Wickeltisch und ist so auf Augenhöhe mit seiner Mutter. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass unsere privaten Sprachspiele nun auch jemand anderem gehören: Ruben.
Ssseiss-Tür!, ruft er in freudiger Erwartung, wenn ich mich wieder einmal anschicke, die von einem Schwachkopf entworfene Stahltür zu unserem Haus aufzumachen, die man mit dem Fahrrad kaum durchqueren und zu allem Überfluss auch nicht mal arretieren kann: Man muss also gleichzeitig die Tür festhalten, das Fahrrad vorschieben und sich hinterherzwängen. Die Tür ist so schmal, dass man beim Schieben nicht neben dem Fahrrad stehen/gehen kann. Es gehört also zum festen Tagesablauf, dass ich mich jedes Mal aufs Neue aufrege, wenn ich zwischen Tür und Fahrrad klemme und dabei noch den kleinen Rubelmann beaufsichtigen muss. Der Beaufsichtigte ist dabei selbst ein aufmerksamer Beobachter.
Und so verwundert es mich nicht, dass meinem Sohn inzwischen auch das Vokabular der modernen Verhandlungskommunikation mühelos von den Lippen geht. Kürzlich bemalte er mit seinem Buntstift unser Sofa. Ich war nicht erfreut und schickte mich an, den Makel mit Wasser und Seife zu beseitigen. Ruben spürte, dass meine Laune steigerungsfähig war, und versuchte mich zu besänftigen, indem er mir ein Angebot machte, dass ich nicht ablehnen konnte: Aber wenn es nis rausgeht, bis du nis böse – okeh? Mach ma das so?
Überhaupt scheint ihm die Vorstellung, dass jemand gleich ganz böse werden könnte, gut zu gefallen. Als ich neulich drohte: „Ich werd jetzt gleich ziemlich böse. Willst du das?“, erwiderte er nonchalant: Ja. Und als wir gestern Kaufladen spielten, wies er mich plötzlich streng zurecht: Das mag ich nis, wenn du alles anfasst. Da werd ich ganz böse! Ich grinste unsicher. Da ging ein Strahlen über sein Gesicht. Ich hab nur Spaß gemacht.
Ich sagte: „Da bin ich aber froh. – Ich muss mal kurz meine Einkäufe wegbringen und bin gleich wieder da.“ – In einer Mehrnute, erwiderte Ruben freundlich und wandte sich einer Lego-Spielfigur zu: He, Frau, wie heißt du eigentlich?
Pingback: Der Kartoffelmann | parkwaechter
Pingback: Kuh esse! (Säba!) | parkwaechter