Aufsinnen! Ansinnen

Umwege erhöhen die Ortskenntnis ... aber warum denke ich bei diesem Bild immer an Transgressionen?

Die weitverbeitete Neigung, aus Hauptwörtern Wörter des Tuns zu machen, wird in der jüngsten Ausgabe der britischen Vierteljahreszeitschrift Intelligent Life aufs Schönste glossiert. Wir snowboarden und speeddaten, googeln und bookmarken, dass es nur so eine Art hat. Aber Sprache entwickelt sich eben immer weiter. Und neue Anforderungen erfordern nun mal neue Wörter. Das macht mir jeden Tag mein zweijähriger Sohn Ruben klar. Er googelt zwar noch nicht, kann aber schon hoppeleiten wie ein Alter. Anfangs war er noch zufrieden, mit Papa auf dem Gymnastikball zu sitzen und „Hoppe, hoppe, Reiter“ nach den herkömmlichen Regeln zu spielen: auf Papas Schoß hopsen und bei „macht der Reiter… plumps!“ ordnungsgemäß juchzend in den Graben fallen.

Heute hat Ruben sein eigenes Pferd (rot und aus Gummi) und seine eigenen Vorstellungen. Wenn er mit gebieterischer Miene den Arm ausfährt und die Worte „Papa, hoppeleiten!“ spricht, weiß ich inzwischen, was zu tun ist: Meine Aufgabe ist es, auf dem Medizinball Platz zu nehmen, während Ruben Rody besteigt. Dann hoppeleiten wir. Und das geht so: Wir singen gemeinsam die Strophe mit dem Graben und den Raben und hopsen dabei auf unseren Gummigebilden herum – Ruben erwartungsfroh, Papa etwas ängstlich – bis das Codewort fällt. Bei „plumps“ müssen wir uns nämlich beide auf den Boden fallen lassen. Und wehe wenn Papa nur halbherzig zu Boden gleitet: „Papa, ofalle!“

Irgendwie kann man es dem kleinen Rubelmann auch nie recht machen. Kaum liegt man darnieder und suhlt sich im Sumpf des Ofallenseins, heißt es: „Papa, aufsinnen!“ In diesem Fall weiß ich, dass ich gefälligst aufstehen soll. In einem anderen Kontext – üblicherweise in Garderobennähe – kann aufsinnen aber auch „ausziehen“ heißen. Wenn der kleine Ruben aber raus will und Papa nicht schnell genug die Jacke anhat, kommt ein ungeduldiges: „Paa-paa, ansinnen!“

Es kann kein Zufall sein, dass eine unserer Parallelstraßen „Verbist“ heißt.

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2 Antworten zu Aufsinnen! Ansinnen

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