Kartenspiele mit Gott

Am Tag als Randy Newman in der Stadt war, starb mein Onkel Klaus. Ich habe ihn sehr geliebt

Das ist nur für Gott, sagt Ruben und stellt die Filmdose mit dem Kleingeld auf das Sofa. Dann bringt er mir die Eintrittskarten vom Randy-Newman-Konzert letzte Woche, die noch irgendwo herumgelegen haben, und sagt: Ich zeig dir mal, wie Onkel Klaus gestorben ist.

Ich muss schlucken und weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Da steht Onkel Klaus, bekräftigt Ruben und deutet auf die beiden noch unabgerissenen Tickets. Ungefähr in dem Moment, als meine Frau und ich sie gekauft haben, muss Onkel Klaus gestorben sein.

Als ich ein paar Tage später zur Beerdigung fuhr, hat meine Frau Ruben erklärt, wo der Papa hinfährt, und dass der Onkel Klaus jetzt bei Gott sei. Unweigerlich kam die Frage: Und was macht er da? – „Er spielt Karten mit Gott“, improvisierte meine Frau.

Ruben wusste nicht, dass Onkel Klaus just an dem Tag gestorben war, an dem auch das Randy-Newman-Konzert stattfand. Er hatte einfach die Eintrittskarten gefunden und sich erinnert: Onkel Klaus spielt Karten mit Gott. Es war ein schönes Konzert, mit mehreren hundert andächtig lauschenden Fans. Und eine schöne, große Beerdigung, mit mehreren hundert Trauergästen.

Ich bin Gott, unterbricht Ruben meine Gedanken. Er liegt auf dem Sofa und grinst mich an. „Du bist mir vielleicht ein Lausbub!“, hätte Onkel Klaus gesagt und gelacht.

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